EV. ALTES PFARRHAUS
Heerener Straße 144
59174 Kamen
Grunddaten
Datierung: 1811 (Baubeginn)
Material: Stein, Holz
Maße: Grundstück: 428 Ruten = ca. 11.000 m²
Erbauer: Familie von Plettenberg
Ursprünglich als Witwensitz der Familie von Plettenberg geplant, deren Heerener Schloss sich – versteckt hinter den Bäumen – auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet, wurde das im Innenausbau noch nicht fertiggestellte Gebäude 1824 der evangelischen Kirchengemeinde übereignet. Diese schloss daraufhin die noch ausstehenden Bauarbeiten ab und nutzte das Gebäude fortan als Pfarrhaus.
Diesem Besitzerwechsel ging ein Tauschvertrag zwischen dem Kirchenpatron aus der Familie von Plettenberg und der Kirchengemeinde voraus, denn das alte Pfarrhaus im Kateneck, das im Rahmen des Tausches an den Freiherren von Plettenberg ging, war in einem schlechten baulichen Zustand. Darüber hinaus wird es dem im März 1824 nach Heeren berufenen Pfarrer Karl Klingelhöller, der zuvor als Stadtpfarrer in Unna und Gräfrath tätig war, aufgrund der beengten Lage im Kateneck wohl auch nicht repräsentativ genug für einen Pfarrwohnsitz gewesen sein.
Das im klassizistischen Stil errichtete Gebäude fällt noch heute durch seine markante Vorderfront mit den sieben Fensterachsen und dem dreiachsigen Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel auf. Der über eine Freitreppe zu erreichende Innenbereich beherbergt seinerseits eine herrschaftliche Treppe mit klassizistischem Geländer ins Obergeschoss.
Zum Gebäudeensemble gehörten ein Stall, eine Ölmühle, ein Teich und ein Nutzgarten. 1825 kam noch eine Scheune hinzu, da der Pfarrer zudem zehn Hektar Ackerflächen bewirtschaften ließ, deren Erträge hier untergebracht wurden. In der Scheune befanden sich beidseitig der Deele außerdem Kuh- und Pferdeställe sowie eine Backstube und Kammern für die Knechte und Mägde.
Heute wird das Obergeschoss als Wohnung vermietet. Im Erdgeschoss befinden sich das Gemeindebüro und das „Café im Alten Pfarrhaus“.
Autor: André Siegel
Literatur
Stoltefuß, Karl-Heinz: Heeren-Werve. Die Geschichte eines Hellweg-Kirchspiels, Kamen 2000, S. 172–173.
Stoltefuß, Karl-Heinz: Baudenkmale in Heeren-Werve (Westfälische Kunststätten Heft 45), Münster 1987.
Schon gewusst?
Kostspielige Bauprojekte sind keine Erfindung der Neuzeit. Auch der Bau des Pfarrhauses führte zu einem langjährigen Streit um die Baukostenerstattung.
Kamen 59174
Deutschland